Diametrale Positionen
Von Carsten Happe
Zwei Ereignisse haben das diesjährige Festival de Cannes über alle Maßen geprägt und es ist frappant, wie diametral entgegengesetzt sie sich zueinander positioniert haben. Zum einen natürlich die »Nazi«-Affäre um Lars von Trier, dessen eindrucksvoller Wettbewerbsbeitrag
Melancholia über die eskalierende Pressekonferenz ins Hintertreffen geriet, wenngleich das Apokalyptische des Films sich auf gewisse Weise in die entrückte Realität der Zirkuswelt von Cannes verlängerte. Der geliebte Ziehsohn des Festivals als Persona Non Grata – damit lag zur Mitte der zweiten Festivalwoche ein
……
»Fürchtet euch nicht!«
Von Martin Thomson
Als jemand, der über Filme schreibt, befindet man sich Zeit seines Lebens in einem grundsätzlichen Zwiespalt. Auf der einen Seite ist man Cineast und als solcher bestrebt, das Erkenntnispotential des Kinos zu preisen wie ein orthodoxer Christ den Kirchgang. Auf der anderen Seite ist man aber auch Kritiker und als solcher darum bemüht, wenn nicht gar verpflichtet, die Position des aufgeklärten, säkularen Rationalisten einzunehmen, der zu den dort vertretenen Lehren und den Strategien ihrer Vermittlung auf Abstand zu gehen hat. Was beide Positionen zunächst eint, ist der Glaube an das Kino
……