Tod und Teufel und Licht und Schatten
Von Werner Busch
Wenn ein Film auf einen so wunderbar griffigen Titel wie
Black Death hört, das finstere Mittelalter während seiner finstersten Zeit, der großen Pestepidemie Mitte des 14. Jahrhunderts, zur Bühne hat, und dann auch noch von einem der führenden Köpfe des neuen britischen Horrorfilms – Christopher Smith – realisiert wurde, dürfen Freunde blutiger Leinwände auf Großes hoffen. Doch die Gorehound-Klientel wird unbefriedigt bleiben. Obwohl die Geschichte zu allerlei Gewalttätigkeiten Anlaß genug bietet, werden diese nur sehr pointiert, etwa gen Finale, auch in Großaufnahme gezeigt. Das verwundert, und der Film überrascht generell.
Black Death ist ein Spiel mit den Erwartungen des Zuschauers, auch auf inhaltlicher Ebene. Das Mittelalter wird zur Bühne eines waschechten Man-on-a-Mission-Films: Ritter Ulric (Sean Bean) wird in ein Dorf entsannt, das als einziges in dem von der Pest schon halb entvölkerten England scheinbar völlig verschont blieb. Man munkelt, finstere Mächte trieben in dem entlegenen Flecken ihr Unwesen. Der junge Mönchsnovize Osmund bietet sich an, die finsteren Exorzisten im Kettenhemd dorthin zu führen, allerdings aus sehr eigenen und privaten Gründen. Die Auflösung funktioniert in jedem Falle und zeigt, daß man ein wirklich schönes Drehbuch hier als Grundlage hatte. Technisch ist der Eindruck wechselhaft. Da
Black Death lediglich grundsolide inszeniert wurde, stechen nur die negativen inszenatorischen Aspekte hervor. Insbesondere in den Kampfszenen stört die Handkamera auf der großen Leinwand sehr, der Schnitt von Smith' Stammeditor Stuart Gazzard macht nur in altbackenen und vor allem unnötigen Parallelmontagen auf sich aufmerksam.
Inhaltlich überzeugt dieser Genrefilm – der übrigens vollständig in Sachsen-Anhalt mit größtenteils deutscher Crew entstand – aber durchweg und kann in seinen ruhigen Momenten durch unheilvolle Stimmungsvölle fesseln. Je näher die Männer zu dem verwunschenen Dorf gelangen, desto stärker und drängender steigt im Zuschauer die Frage danach auf, in was für einem Genrefilm er sich überhaupt befindet. Existiert das Übernatürliche in der Welt von
Black Death? Für die Bewohner dieses Film-Mittelalters stellt sich diese Frage nicht und das gibt Gelegenheit für einige wirklich schöne Momente, die die Auswüchse wahnhaft-pragmatischer und weltbestimmender Religiosität besser veranschaulichen können, als viele »ernstere« filmische Auseinandersetzungen mit dem Mittelalter dies bislang taten.
Nach seinen letzten beiden Filmen, dem herrlich abgefahrenen Fun-Splatter
Severance und dem ultimativen Mindfuck
Triangle, hätte man aber in jedem Falle etwas mehr von Smith erwartet. Die Stärke dieser Filme lag in der frivolen Genre-Grenzüberschreitung, während hier lediglich der Name des Film-Etiketts lange unbenannt bleibt. Gute Unterhaltung und nachdenkliche Betroffenheit können manchmal auch dasselbe sein.
2010-09-10 14:42