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Das A-Team – Der Film

The A-Team. USA 2010. R,B: Joe Carnahan. B: Skip Woods, Brian Bloom. K: Mauro Fiore. S: Roger Barton, Jim May. M: Alan Silvestri. P: Stephen J. Cannell Productions, Twentieth Century-Fox Film Corporation. D: Liam Neeson, Bradley Cooper, Jessica Biel, Quinton »Rampage« Jackson, Sharlto Copley, Patrick Wilson, Gerald McRaney, Henry Czerny u.a.
118 Min. Fox ab 12.8.10

Wie ein Panzer im freien Fall

Von Philip Gritzka Manchmal sind es gerade die kleinsten Details, die einen Film zum Einsturz bringen können – erst recht, wenn das grundlegende Mauerwerk wenig Last zu tragen vermag. Jenes entscheidende Detail des Anstoßes in der Kinoaufbereitung des A-Teams, nach der populären TV-Serie aus den 1980er Jahren, ist, zugegeben, nur ein einziges Bild, eines, das sich in das vehement um Spektakel bemühte Mittelstück dieses Films eingeschlichen hat. Auf der Jagd nach ihren Widersachern hat es das Heldenteam hier nämlich nach Deutschland verschlagen, genauer: in das Bankenviertel von Frankfurt am Main. Doch bevor dieses, in actionfilmtypischer Manier, durch Kugelgewitter und Explosionen umdekoriert werden darf, gibt es zunächst noch eine Sequenz im vermeintlichen Frankfurter Hauptbahnhof, der, klassisch durch eine Luftbildaufnahme etabliert, interessanterweise direkt am Kölner Dom anliegt.

Es mag wohl kleinlich sein, sich an einer solchen Marginalität aufzuhängen, wäre dieser eine geographische Patzer nicht allzu exemplarisch für den Rest des Films und – mehr noch – für die Meinung, die Regisseur und Co-Autor Joe Carnahan von seinem Publikum zu haben scheint: wen kümmern schon Details, wenn nur die Explosionen laut und die Action furios ist? Da überrascht es letztendlich kaum, daß sich der Film, diesem Mantra folgend, herzlich wenig um Glaubwürdigkeiten jedweder Art schert – solange der dünne Plot um Loyalität, Verrat und Rache nur möglichst flott von einem Spektakel zum nächsten führt: so wird, wie einst in der Serie, auch dieses Mal eine vierköpfige militärische Spezialeinheit (ein Alpha-Team, »auch A-Team genannt«, wie ein hochdekorierter Militärgeneral sich einmal zu erklären genötigt sieht) eines Verbrechens angeklagt, das sie nicht begangen hat. Einmal aus dem Gefängnis ausgebrochen, gilt es für die Mannen um das taktische Genie Hannibal Smith (Liam Neeson in einer lustlosen Imitation des verstorbenen George Peppard) also fortan, ihre Namen wieder reinzuwaschen und es ihrem Gegenspieler gebührend heimzuzahlen. Im Zuge dieses weltumspannenden Unterfangens gibt Carnahan der zugrundeliegenden Idee einer Bande herzensguter Gesetzloser bald schon ungeahnte Bedeutung, wenn diese nicht nur die Gesetzte der Logik (Hannibals hanebüchene Pläne), sondern auch sämtliche Gesetze der Physik ignorieren. So sieht man in einer erinnerungsunwürdigen Sequenz das A-Team mit einem Panzer beinahe im freien Fall aus einem explodierenden Flugzeug stürzen und – dank eines rettenden Sees – natürlich überleben. Eine solche Albernheit würde vielleicht übel aufstoßen, wenn man als Zuschauer zu diesem Zeitpunkt wenigstens noch in das Schicksal der Figuren involviert wäre. Doch während Hannibal, B.A., Murdoch und Face, auf dem Papier immer schon bloße Pappfiguren mit definierten Manierismen, im Laufe der TV-Serie zumindest durch die Persönlichkeiten ihrer Darsteller charakterisiert wurden, bleiben sie in ihren Kinoinkarnationen schlicht eindimensional und füllen nicht ansatzweise die zum Teil sehr großen Fußstapfen der Originale aus.

Bezüglich all dieser Probleme bleibt A-Team – der Film immer noch en par mit ähnlichen Wiederbelebungsversuchen beliebter Fernsehserien der Vergangenheit (man denke an Mit Schirm, Charme und Melone, Charlie's Angels, Transformers oder jüngst G.I. Joe) und mit all diesen teilt auch das A-Team jene einführend beschriebene Wirkung: wenn schon der Plot schal, die Charaktere beliebig und selbst die Action gewichtlos ist, dann bleibt die Aufmerksamkeit des Publikums, sofern überhaupt noch bewahrt, am Ende zwangsläufig sogar an den kleinsten Details hängen. Oder anders gesagt: wenn sonst nichts zu interessieren vermag, dann interessiert die Behauptung, der Kölner Dom stünde in Frankfurt, umso mehr. 2010-08-10 14:37
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