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G.I. Joe – Geheimauftrag Cobra

G.I. Joe – Rise of Cobra. USA 2009. R: Stephen Sommers. B: David Elliot, Stuart Beattie, Paul Lovett. K: Mitchell Amundsen. S: Bob Ducsay, Jim May. M: Alan Silvestri. P: Di Bonaventura Pictures, Paramount Pictures. D: Dennis Quaid, Sienna Miller, Joseph Gordon-Levitt, Rachel Nichols, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Ray Park, Saïd Taghmaoui, Byung-hun Lee u.a.
118 Min. Paramount ab 13.8.09

Keine Haare auf der Brust

Von Nils Bothmann Filme über Spezialeinheiten, das sind noch Filme von echtem Schrot und Korn. Das sind Filme, die Stacheldraht fressen und Napalm pinkeln. Das sind Filme, die mit lautem Urschrei durch den Wald laufen und dabei kleine Tiere zertrampeln. Das sind Filme wie Delta Force oder Navy Seals. Das sind Filme mit Haaren auf der Brust. G.I. Joe – Geheimauftrag Cobra gehört nicht dazu, denn statt eines Große-Jungs-Films für echte Männer gibt es einen Kleine-Jungs-Films für kleine Jungs, und bei denen sieht es mit der Brustbehaarung eher spärlich aus – dabei heißt der Film immerhin wie eine toughe, in diesem Fall fiktive, Spezialeinheit.

Seit 1963 laufen die Actionfiguren in immer neuen Varianten vom Band der Firma Hasbro, Zeichentrickserie und -film halfen bei der Vermarktung des Spielzeugs, ähnlich wie bei den Transformers, die ja seit 2007 von Paramount und Hasbro produziert über die Panoramaleinwände der örtlichen Multiplexe krawallen. Das Hollywoodstudio und der Spielzeugkonzern wollten den Erfolg des Roboterkrieges scheinbar wiederholen und ließen Blockbusterhandwerker Stephen Sommers (Die Mumie, Van Helsing) in die gleiche Kerbe hauen wie Michael Bay mit seinen Transformers-Verfilmungen.

Hüben wie drüben ist das Skript vergleichsweise dünn, dient als Weltenrettungsplot vor allem zur Verbindung der Actionszenen und Effektorgien. In dem Bereich schneidet G.I. Joe – Geheimauftrag Cobra dann direkt schlechter ab als die Baysche Konkurrenz oder Iron Man, viele Szenen sind für einen Blockbuster aus dem Jahre 2009 überraschend billig getrickst und relativ einfach als Leistungen des Rechenknechtes zu erkennen. In anderen Momenten wiederum zaubert Sommers dann wieder überraschend imposante Bilder aus dem Hut; bereits die ersten Aufnahmen der Unterwasserbasis der Fieslinge dürften jedem 12jährigen vor Staunen direkt den Popcornbecher aus den Händen hauen.

Im Actionbereich setzt sich dieses Bild nur fort, denn die Actionszenen reichen von schicken Martial-Arts-Kämpfen über eine nette, bei Krieg der Sterne abgekupferte Schlacht, in der anstelle von Raumgleitern U-Boote aufeinandertreffen, bis hin zu einer erschreckend schlecht inszenierten Verfolgungsjagd in Paris. Bei letzterer fallen vor allem die oft animierten und schlecht ins Geschehen montierten Hauptfiguren auf, die inmitten eines Verkehrschaos’ Jagd auf Bösewichte machen. Dabei ist es dann auch vollkommen unverständlich, warum diverse Motorradszenen mithilfe von Kollege Computer auf die Leinwand gebracht werden, wo doch ein stinknormaler Stunt vermutlich ähnlich teuer gewesen wäre, im Endergebnis aber merklich besser ausgesehen hätte.

Schon bald macht sich das Fehlen von augenzwinkerndem Humor bemerkbar, sieht man von einigen witzig aufgezogenen Flirteinlagen zwischen Teammitgliedern der »G.I. Joe«-Truppe ab – ansonsten wirkt Sommers’ Film allerdings wie eine ernst gemeinte Variante von Team America. Überraschend ist dabei dann allenfalls die emotionslose Kaltblütigkeit, mit der hier Kollateralschäden unter Wachpersonal und Zivilisten hingenommen werden. Wo bei Emmerich oder Bay zumindest für wenige Sekunden innegehalten wird, die Verluste immerhin kurz und mitleidig im Bild festgehalten werden, da präsentiert G.I. Joe – Geheimauftrag Cobra die Folgen einer in Paris freigesetzten Massenvernichtungswaffe, ohne einen einzigen Toten zu beklagen.

Handwerklich kann man G.I. Joe – Geheimauftrag Cobra hingegen wenig vorwerfen, von den erwähnten Effektschwächen einmal abgesehen: Der Schnitt ist durchweg dynamisch, nur in wenigen Szenen zu hektisch, die Kamera bleibt in den ruhigen Szenen angemessen statisch, hebt sich wildere Fahrten und Handkamerainserts für die Actionszenen auf. Doch bei all dieser technischen Versiertheit kann G.I. Joe – Geheimauftrag Cobra nicht verbergen, daß niemand jenseits der 14 in Begeisterungsstürme verfallen wird – denn die Mär von den Weltrettung hat man zu oft gesehen und oft auch aufregender. Immerhin: In punkto Patriotismus trägt G.I. Joe – Geheimauftrag Cobra wesentlicher weniger dick auf als vergleichbare Produktionen, während man angesichts der Titels und des Sujets bereits Homer Simpsons berühmt-berüchtigte »U – S – A! U – S – A!«-Rufe in den Ohren klingeln hörte. 2009-08-10 11:20

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