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Literarische Medienreflexionen

Sandra Poppe, Sascha Seiler (Hg.): Literarische Medienreflexionen – Künste und Medien im Fokus moderner und postmoderner Literatur. Berlin 2008. Erich Schmidt Verlag. 240 Seiten. 39,80 Euro.

Über Intermedialität

Von Michael Leuffen Nach wie vor trennt den wissenschaftlichen und den allgemeinen Sachbuchmarkt nicht nur der Kaufpreis, der dank geringer Auflagenstärke im wissenschaftlichen Bereich generell um einiges höher ausgelegt ist. Vor allem die Sprache über das jeweils behandelte Untersuchungsfeld ist im populären Sachbuch meist simpler auf den Punkt gebracht. Streng wissenschaftliche, auf Universitäten ausgelegte Publikationen sprechen in der Regel mit den Vokabeln ihrer Disziplin und werden selten jenseits der universitären Diskurse richtig wahrgenommen. Daß immer wieder Bücher erscheinen, die der Wissenschaft nahestehen, für sie grundlegende neue Erkenntnisse beschreiben und dennoch dank der sprachlichen Aufbereitung auch einem breiteren Leserzirkel zugänglich sind, belegt der von den Literaturwissenschaftlern Sandra Poppe und Sascha Seiler herausgegebene Band »Literarische Medienreflexionen«. Das auf Grundlage eines Symposiums am Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaften der Johannes-Gutenberg-Universität zu Mainz entstandene Buch widmet sich der Darstellung, Reflexion und Adaption von bildender Kunst, Musik, Fotographie, Neuer Medien, des Theaters, des Tanzes und des Films in der Literatur. Dabei verzichten die Herausgeber und Autoren darauf, die Diskussion der literarischen Intermedialität in ihrer Geschichte von der Antike bis in die Gegenwart darzustellen. Vielmehr gelingt ihnen ein über den Text vollzogenes Eindringen in das Themenfeld, indem sie die Reflexion über eine wie auch immer geartete literarische Reflexion selbst, so weit es der Diskurs zuläßt, literarisch gestalten.

Unterteilt in drei große Themenblöcke widmet sich das Buch nach einer präzisen Einführung zunächst der Relation moderner Lyrik zur bildenden Kunst. Hier wird unter anderem das Verhältnis des Dichters Rainer Maria Rilke zum Bildhauer Auguste Rodin untersucht und ganz nebenbei auf Rilkes »plastische« Lyrik durch wissenschaftliches Analysieren ungemein neugierig gemacht. Im zweiten Block steht die Wirkung von Tanz, Theater und Musik auf Literatur im Vordergrund. Winfried Eckels Untersuchung zur Poetik Stéphane Mallarmés und deren verbalem Tanz um die Tanzkunst sticht hier als interessante Betrachtung zum Symbolismus im allgemeinen und zu Mallarmé im speziellen heraus. Zudem unterstreicht die vom Herausgeber Sascha Seiler formulierte Betrachtung zu Bob Dylans Songlyrik und deren Rezeptionen des Musikgenres Blues einmal mehr, daß der amerikanische Folkchronist Dylan einer der poetischsten Popkünstler seiner Generation ist.

Im dritten Teil wird schließlich unter anderem das Werk zeitgenössischer Schriftsteller wie Moritz von Uslar oder Sven Regener auf die Reflexion von Film und neuen Medien lesenswert unter die Lupe genommen. Auch Autor Volker Wehdeking gelingt nicht allein ein neuer Blick auf die deutsche Gegenwartsliteratur, sondern auch ein Text, der Lust auf sie macht. Ein Merkmal, das sich als roter Faden durch fast alle 14 Texte zieht und deshalb auch einem nicht-wissenschaftlichen Leserkreis Lesefreude bereitet. 2008-06-02 12:57

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