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Margarethe von Trotta

Thilo Wydra: Margarethe von Trotta – Filmen, um zu überleben. Berlin 2000. Henschel. 287 Seiten
Von Manuela Brunner Ihr Name ist jedem geläufig, der sich auch nur ein kleines bißchen mit dem deutschen Film der letzten drei Jahrzehnte auseinandergesetzt hat. Sie wird in einem Atemzug genannt mit Volker Schlöndorff und Wim Wenders; für sie wurde die weibliche Form des Begriffs Autorenfilmer zum ersten Mal gebildet. Seit Das Versprechen (1994) hat sie nur noch fürs Fernsehen gearbeitet, und vielleicht hat Thilo Wydra dieses Buch auch geschrieben, um sie uns wieder in Erinnerung zu bringen.

Der Durchgang durch Margarethe von Trottas Leben, Werk und Vorstellungswelten liest sich angenehm flüssig, zahlreiche Schwarzweißbilder aus den Filmen oder dem Familienalbum sorgen für Auflockerung, und auch an den heutigen hektischen und hypertext-verwöhnten Leser, der nicht von Anfang bis Ende durchlesen will, ist gedacht: Es läßt sich sehr schön hin- und herspringen zwischen den einzelnen Kapiteln. Filmbeschreibungen, Biographie und Interviews ergänzen sich, und der Autor unterstützt das Querlesen durch zahlreiche Fußnoten-Verweise, die zur richtigen Stelle im anderen Kapitel führen.

Wer eine tiefgreifende theoretische Reflexion des Werks der Margarethe von Trotta erwartet, mag in diesem Buch nicht unbedingt fündig werden, dafür besitzt es andere Qualitäten, zum Beispiel die Zurückhaltung des Autors, der sehr genau recherchiert hat, sich viel Zeit genommen hat, die Filmemacherin und ihre Kameramänner, Schauspieler und Kollegen zu interviewen; Wydra drängt sich nicht in den Vordergrund, sondern läßt lieber die Befragten selbst zu Wort kommen. Besonders das Werkstattgespräch mit Margarethe von Trotta und ihrem Lieblingskameramann Franz Rath ist lobend zu erwähnen. Entstanden ist auf diese Weise ein gelungener Versuch, Margarethe von Trotta jenseits der Begriffe aus dem Schubladendenken »Frauenfilmerin« und »historisch-politische Sentimentalfilmerin« zu beleuchten. 1970-01-01 01:00

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