Von Lisa Schneider
200 Jahre amerikanische Kultur darzustellen im Vergleich und nebenbei eine Erklärung für ihren Siegeszug im Nachkriegsdeutschland zu finden, das ist das Ansinnen Wolfram Knorrs. Herausgekommen ist schließlich eine ungewöhnlich weitreichende Analyse, die Literatur, Film und Fernsehen, Radio und Musik vor dem Hintergrund der Popular Culture zusammenfaßt.
Wolfram Knorr erweist sich hierbei als sehr genauer Beobachter kultureller Begebenheiten. Andererseits muß sein gedankliches System allein aufgrund seiner Größe Mißtrauen erregen, macht es sich doch der Vereinfachung verdächtig. In der Tat sieht Knorr eine zentrale These in allen genannten Medien bestätigt: Das kulturelle Angebot im Deutschland des 19. und 20. Jahrhunderts opfere jeglichen Wirklichkeitsbezug einem Hang zum Metaphysischen – und bereite so US-Importen aller Art den Weg. US-Importe, die ins volle Leben griffen und damit Bedürfnisse befriedigten, die der deutsche Markt konsequent ignorierte. Nun, diese These mag durchaus ihre Berechtigung haben.
Bleibt also die Frage, ob es daran etwas zu bedauern gibt. Wenn Wolfram Knorr in seiner von persönlichen Erinnerungen gefärbten und dabei sehr unterhaltsamen Analyse den Amerikanern den Vorzug erteilt, fühlt man sich irgendwann zum Verteidiger des traditionellen Bildungskanons berufen. An den Eßgewohnheiten, die sich im Film offenbarten, zeigt Knorr schließlich einen wesentlichen Mentalitätsunterschied: den Deutschen bleibt häufiger der Bissen im Halse stecken. Kann doch auch ein Grund zur Freude sein, oder?
1970-01-01 01:00