Die unerträgliche Albernheit des Seins
Von Daniel Bickermann
Man denke zurück an die triste Sozialtragödie, die Woody Allens Alter ego Sandy Bates in
Stardust Memories drehen wollte: Das grausige Ende, das die häßlichen Figuren ziellos auf eine kalte Müllkippe führte, wo sie dann nichtsnutzig bis zum Blackout herumstanden, wurde vom Filmstudio, im verzweifelten Versuch, doch noch eine Komödie draus zu basteln, mit fetzigem New Orleans-Jazz unterlegt. Das groteske Ergebnis, das der Zuschauer leider nur wenige Sekunden zu sehen bekam, scheint Vorbild für den filmischen Stil Roy Anderssons zu sein.
Jeder erinnert sich an seinen ersten Roy Andersson-Film:
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Gnadenlos liebevoll
Von Dietrich Brüggemann
Es passiert nicht oft, daß man im Kino sitzt und der Film einen förmlich umhaut. Daß ein Film kommt, der einem nicht von Anfang an ins Gesicht schreit: Ich werde dich aufs Beste unterhalten, oder ich werde dir mordsmäßige Angst einjagen, oder ich bin saukomisch, oder paß bloß auf, ich bin Kunst. Daß ein Film einem gar nichts ins Gesicht schreit, sondern eine Welt eröffnet, die so eigenwillig und absurd, so wunderlich und grausig und zwingend ist, daß sie einem den Kopf freibläst, daß man auf einen anderen Planeten entführt wird und sein eigenes Dasein von einer ganz anderen Warte aus
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Roy und wie er die Welt sieht
Von Sebastian Gosmann
»Man is man’s delight.« Davon ist Roy Andersson fest überzeugt. Daß der Schwede dieses knappe Zitat aus der antiken isländischen Literatur zum Leitgedanken für die Arbeit an seinem neuen Werk machte, offenbart sich in jeder einzelnen seiner präzise ausgearbeiteten Bildkompositionen. Nichts soll den Blick verstellen auf das Wesentliche: den Menschen. Die karg eingerichteten Kulissen gewähren dem starre(nde)n Kameraauge freien Blick auf die leichenblassen Gestalten. Nur für wenige Minuten verweilt Andersson bei ihnen. Doch die reichen vollkommen aus, um uns – Tableau für Tableau –
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