Kleine Fluchten
Von Thomas Waitz
Nur ein kurzer Ausschnitt im Fernsehen, beim Zappen hängengeblieben. Henning Voscherau in einer Talkshow. Auch er sei auf der Suche. Schnell weitergeschaltet. Auf der Suche, unterwegs: die
Nachtgestalten in Andreas Dresens Film. Auf der Suche nach was?
Ein skeptischer Blick an den Nachthimmel. Ein Flugzeug fliegt vorbei. Der Papst ist zu Besuch in der Stadt. In der Büchse liegt auf einmal ein Hundertmarkschein. Anna, eine Obdachlose. Ihren Stolz läßt sie sich nicht nehmen. Sich einmal einen schönen Abend machen, mit Viktor, ihrem Freund. Es geht schief. Peschke, ein Narr. Muß einen Geschäftspartner
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Zwanghafter Motoriker: Michael Gwisdeks Peschke
Von Ursula Vossen
In seinem gutsitzenden silbergrauen Anzug unter einem dunklen Blazermantel wirkt er auf den ersten Blick wie ein Erfolgsmensch, doch weiß Henrik Peschke selbst es besser: »Ich bin und bleibe eben eine Null.« Schon beim ersten Auftritt macht Michael Gwisdek die Zwanghaftigkeit dieser Figur spürbar, den enormen Druck, unter dem dieser wenig attraktive Mittfünfziger steht. Monomanisch aktiv hantiert er nervös mit einem Blumenstrauß, legt sich mit dem Personal des Flughafens Tegel an und reagiert genervt auf eine Verspätungsmeldung. Dieser Peschke ist ein alternder Motoriker, der körperlich
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Besinnungsloses Kino
Von Fritz Göttler
Schneller als das Auge sein – davon träumen die Filmemacher heute, offensichtlich, so soll das Kino sein, jung und dynamisch. Du hast noch nicht mal den Fuß auf den Bahnsteig gesetzt, schon hat ein wüster Typ dir die Reisetasche aus der Hand gerissen und jagt davon. Schnell, souverän wird uns der Blick gelenkt durch die Welt der Nachtgestalten von Berlin. Ein Zögern kennt er nicht, ein zweites Hinschauen, ein Zurück zu dem, was am Rande des Blickfelds, im Vorbeihuschen wahrgenommen wurde. Nur selten gibt es wirklich Zeit für die Nacht und die Stadt. Es ist, als würde mit einer Zoombewegung
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