Sympathy for the Devil
Von Daniel Bickermann
»Küche, Wohnzimmer, Klo. Ingo, Ralle. Theo.« Mit dem Mut zur Kargheit stattet Matthias Glasner seinen Film und seine Figuren aus, dabei brodeln unter der Oberfläche Konflikte von pathologischen Ausmaßen. Es ist nicht die einzige mutige Entscheidung, die Glasner mit seinem fast wortlosen Drehbuch und seiner konsequenten Regie trifft: Mit dem zutiefst gestörten Theo sucht er sich auch einen äußerst kontroversen Protagonisten aus, einen mehrfachen Vergewaltiger, einen Triebtäter auf Freigang nach neunjähriger Behandlung in der Psychiatrie. Seine Vergangenheit wird nicht als abstrakte Vorgeschichte
……
Theo gegen den Rest der Welt
Von Nikolaj Nikitin
Der fast viertelstündige Prolog beginnt irgendwo im Nirgendwo – die Topographie, die reale Örtlichkeit ist nicht von Bedeutung. Theo blickt aufs Meer – das wird auch das Letzte sein, das er am Ende des Films sieht. Sein Blick wirkt befremdlich und auch bedrohlich – ebenso wie sein Verhalten in der ersten Szene mit anderen Menschen, die schnell in einer Gewaltaktion endet. Diese eskaliert baldigst in eine der härtesten Vergewaltigungsszenen der Filmgeschichte. Hart vor allem deshalb, weil Protagonist und Regisseur sich Zeit lassen, dieses Zeitlassen schmerzt uns als Zuschauer besonders
……
Ironie der Rückkehr
Von Christian Lailach
Das mit der Beschleunigung war schon immer ein Rätsel. Da weißt du noch, daß es nicht Meter pro Sekunde waren, sondern die Sekunden im Quadrat. Trotzdem irgendetwas mit Geschwindigkeit. Nur, woher stammen die zweiten Sekunden? Es war die Kraft, die auf eine Masse wirkt und diese auf den Weg schickt. Deshalb auch der Sturz vom Motorrad, wenn du zu stark beschleunigst; egal ob posi- oder negativ. Insofern sind Filme durchaus auch Physik. Zumindest mit Motorrädern vergleichbar.
Da beginnt Glasner ganz stoisch seinen Film in einem Sujet, läßt eben aufgebaute Handlungsstränge einfach unangetastet,
……